BEETHOVEN

Als freier Geist und berühmter Sohn der Stadt Bonn mag der Namenspatron unserer Loge kein Freimauerer gewesen sein, doch das Gedankengut der Freimaurerei war ihm jedoch wohl vertraut. Ein ideales Beispiel dafür gibt uns seine „Ode an die Freude“.

Dazu eine Anmerkung von Maximianno Cobra:

„Mehr als eine Wahlverwandtschaft haben Schiller und Beethoven eine künstlerische Verwandtschaft. Sie leben in einer ähnlichen Welt, und aus der Ferne führen sie miteinander einen Dialog wie mit seinesgleichen. Mit 26 schrieb der Dichter seine Ode An die Freude (1785), die der Komponist wahrscheinlich mit 22, in 1792, entdeckte. In dieser Zeit war Beethovens Heimatstadt Bonn ein Zentrum der Aufklärung. Dort könnte man Bücher finden die woanders von Feinden der Aufklärung als „gefährlich“ betrachtet wurden. In dieser kulturellen Umgebung hatte sich Beethoven in die Werken von Voltaire, Rousseau, Goethe, Schiller, Kant und den Alten Griechen einführen lassen können.

Wichtig ist auch die symbiotische Mischung von Symbolen und Allegorien die am Ende des 18. Jahrhundert die Zeit der Aufklärung bestimmten. Die Hauptfundamente dieser Symbiose liegen in der Freimaurerei. Nach der heftigen, von der 1789 französischen Revolution verursachten Erregung, waren anfangs des 19. Jahrhundert die Logen in Aufruhr geraten.

In diesen Umständen ist es also nicht überraschend, starke freimaurerische Einflüsse im Text zu finden. Wahrscheinlich liegt es auch an der Tatsache daß die Freunde die Schiller in Dresden oder Loschwitz besuchte, Freimaurer waren. Ganz natürlich wurde sein Gedicht in den Logen bearbeitet und gesungen. Aber man muß betonen daß, ganz abgesehen von der Freimaurerei, die Botschaft der Ode An die Freude ein Echo ihrer Zeit war. Um 1810, in Bonn, unter dem Einfluss der Revolution jenseits des Rheins, sangen sogar die Studenten die Ode auf der Melodie des Marseillaise.

Es ist übrigens zu merken daß wenn auch beide Künstler eine klare Zustimmung zu den Hauptprinzipien der Freimaurerei zeigen, weder der eine noch der andere wurde je dieser Gesellschaft angehörig. Dies hat uns der prominente Historiker und Freimaurerei-Spezialist Philippe A. Autexier kurz von seinem Tod noch bestätigt. Es besteht kein Zweifel daß beide Künstler sich von den freimaurerischen Prinzipien inspirierten. Trotz der Zuneigung aber bleiben sie immer außerhalb dieser Gesellschaft.

Ursprünglich konzipierte Schiller eine Ode An die Freiheit. Der Wechsel zu „Freude“ versteht sich als eine Ausdehnung der Absicht der Ode. Soll die Freiheit das Hauptfundament des Schicksals des Menschen darstellen, so bildet die Freude die volle Entfaltung dieses Schicksal. Um 1803 bearbeitete Schiller seinen Text aufs neue. Auf dieser neuen Version baute Beethoven den prächtigen Musik-Wort-Komplex des 4. Satzes seiner letzten Symphonie. Dabei fügte er selber wichtige Änderungen und schrieb noch dazu eine ganze Strophe als Einleitung.

Beethovens einfallsreiche Arbeit auf Schillers Text ist beeindruckend und bildet ein harmonisches Ganzes. Zum Teil wird die Strophenordnung umgestellt, ganze Stellen weggeräumt und zur Wiederholung geeignete Teile sorgfältig ausgewählt. Aber immer ist Beethoven darauf bedacht sich auf das Wesentliche zu konzentrieren und seinen Plan als strukturelles Element der Partitur auszuarbeiten. So räumt er zum Beispiel das schwerfällige epische Allegorisieren, das die Freimaurern der Zeit so gern hatten, aus den Weg. Er nimmt nur universale, kein Zeitverhältnis ausdrückende Symbolen. In dieser Hinsicht muss man die symbolische Meinung einer von den wenigen in ihrer ursprünglichen Meinung erhaltenen Allegorien hervorheben : die „Tochter aus Elysium“. Für Schiller ist sie ganz deutlich die Bestätigung einer Glaube : das Streben nach Zusammengehörigkeit der Menschen wird die politische Staaten dazu führen, in eine auf Vernunft basierte harmonische Welt zusammenzukommen.“
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Eine ausführliche Biografie des große Komponisten befindet sich hier:
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